Existenzgründer: mehr Risikobereitschaft in Deutschland
In
Deutschland wächst eine neue Generation von Existenzgründern heran. Sie
glauben an ihre Ideen und bringen Risikobereitschaft mit – die besten
Voraussetzungen für erfolgreiche Start-up-Unternehmen. Für eine
Existenzgründung in Äthiopien beispielsweise braucht es weit mehr Mut
und Durchhaltevermögen.
Die Mentalität junger Existenzgründer hat sich gewandelt, sagt
Christian Veith, Chairman für Zentral- und Osteuropa, den Nahen Osten
und Afrika (CEMA) und ehemaliger Deutschland-Chef der Boston Consulting
Group (BCG). Er stellt fest: Neue Geschäftsleute werden dringend
gebraucht – längst nicht nur in der
New Economy.
„Wir beobachten schon seit einiger Zeit, dass in Deutschland eine
neue Generation von Existenzgründern heranwächst. Viele junge Leute
glauben an ihre Ideen und setzen diese beharrlich um. Sie bringen
Risikobereitschaft, Zuversicht und Ausdauer mit – alles wichtige
Unternehmereigenschaften.“
Existenzgründer in Äthiopien haben es schwerer als deutsche
Geduldig zu sein ist eine Charaktereigenschaft, die auch
Fitsum Jabamo,
Existenzgründer in Äthiopien, mitbringen muss. „Es ist sehr schwer, in
Äthiopien ein Unternehmen zu gründen“, erzählt der
Entwicklungshilfeberater. Seine Firma hat sich auf politische
Übersetzungen aus dem Amharischen, der offiziellen Amtssprache
Äthiopiens, spezialisiert. Außerdem ist das Risiko extrem hoch: „Wenn
das Unternehmen scheitert, wird die Lizenz nicht erneuert. Man verliert
sein Netzwerk und bekommt von der Bank im Falle eines Konkurses keine
Unterstützung“.
In Deutschland bedeutet der Schritt in die berufliche
Selbstständigkeit für Existenzgründer vor allem Unabhängigkeit: die
Freiheit, eigene Ideen selbst in die Tat umzusetzen. Christian Veith
hat beobachtet, dass die Mentalität der deutschen Existenzgründer sich
geändert hat: „Wenn etwas nicht im ersten Anlauf gelingt, dann ist das
heute kein Makel mehr für den Rest des Lebens. Viele junge
Existenzgründer denken heute nüchterner als früher. Sie fragen sich: Was
habe ich zu verlieren? Und kalkulieren die Antwort dann sachlich
durch.“
Im Vergleich mit vielen anderen Ländern haben es Existenzgründer im
Sozialstaat Deutschland leichter. Sie können sogar eine Versicherung
abschließen, die sie im Falle eines Scheiterns davor bewahrt, ohne
Einnahmen dazustehen. Ein Privileg, von dem junge Unternehmer in armen
Ländern wie Äthiopien nur träumen können.
Existenzgründer brauchen Risikobereitschaft und eine gute Idee – überall auf der Welt
Für Existenzgründer weltweit gilt: Sie stehen für Fortschritt,
Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Zu ihren typischen Eigenschaften
gehören zudem Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen sowie
Führungsqualitäten. Existenzgründer müssen gewillt sein, private Zeit
und privates Geld in ihr Geschäft zu investieren. Jeder, der mit dem
Gedanken der Selbstständigkeit spielt, sollte sich also ehrlich fragen:
Reichen meine körperlichen und mentalen Kräfte für eine
Existenzgründung?
Um ein Start-up-Unternehmen zu gründen, ist eine erfolgversprechende
Geschäftsidee nach wie vor entscheidend. Günter Faltin, Professor für
Entrepreneurship in Berlin, vertritt die These, dass ein gut
durchdachtes Konzept sogar wichtiger ist als das Kapital. Und dass jeder
eine Firma gründen kann. Wer von seiner Geschäftsidee überzeugt ist,
der sollte die Umsetzung in einem Start-up zumindest in Betracht ziehen.