Ein Germanistik-Studium eröffnet vielfältige Berufschancen
Sie arbeiten als Lektoren in Verlagen, als Bibliothekare oder Dokumentare, sie finden Jobs als Kulturmanager oder als Journalisten, sie leiten Pressestellen oder schreiben Romane und Sachbücher. Und natürlich unterrichten Absolventen eines Germanistik-Studiums auch Deutsch – mal als Lehrer an deutschen Schulen, mal als Lektoren des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) oder als Deutschlehrer an Goethe-Instituten.
Manche Germanisten lehren Deutsch als Fremdsprache (DaF) und sind zusätzlich als Dolmetscher oder Übersetzer tätig – wie Marisa Janku aus Albanien. Nach ihrem Germanistik-Studium wollte sie sich noch weiterbilden. Durch ein Stipendium, gefördert vom DAAD, hat sie den Masterstudiengang „Internationaler Master Auslandsgermanistik – Deutsch als Fremdsprache – Deutsch als Zweitsprache“ an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena abgeschlossen.
Germanisten wie Marisa Janku sind vielseitig einsetzbare Alleskönner und Generalisten. Wenn sie nicht Deutsch unterrichten, arbeiten sie oft in Bereichen, in denen viel kommuniziert wird und wo Informationen beschafft und vermittelt werden müssen, etwa in der Unternehmenskommunikation oder im Journalismus. Mit einem Germanistik-Studium kann man in der Werbung, im Verlagswesen und in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit genauso erfolgreich sein wie in Forschungseinrichtungen, Medienunternehmen oder dem Bibliothekswesen.
Bedeutung der deutschen Sprache
Nach Informationen der Wirtschaftswoche liegt Deutsch auf Platz 10 der meistgesprochenen Sprachen, denn 105 Millionen Menschen auf der Welt sind deutsche Muttersprachler und insgesamt 185 Millionen Menschen beherrschen die deutsche Sprache. Und diese erfreut sich steigender Beliebtheit. Die Goethe-Institute verzeichnen weltweit immer mehr Anmeldungen. 2011 haben fast 235.000 Sprachschüler ein Goethe-Institut besucht, um dort Deutsch zu lernen.
Laut der Zeitschrift Der Spiegel entspricht das einem Anstieg um acht Prozent. Der Deutsch-Boom sei auch eine Folge der Wirtschaftskrise. Es seien vor allem junge Leute, die Interesse an Deutsch als Fremdsprache entwickelten, sagte dazu der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann. „Nicht weil sie Goethe und Schiller im Original lesen möchten, sondern weil sie im Beruf weiterkommen wollen."
Chance für Germanisten: Literatur- und Kulturvermittlung im Ausland
N'Golo Konare aus Bamako in Mali ist ebenfalls Deutschlehrer und hat an der Philipps-Universität in Marburg studiert. Doch neben der deutschen Sprache bringt er seinen Schülern – das sind in seinem Fall Soldaten – auch die deutsche Kultur nahe.
Über den DAAD können sich Germanisten mit einem Universitätsabschluss auf Lektorate an den Germanistik-Instituten ausländischer, nichtdeutschsprachiger Universitäten bewerben. Ihre Aufgabe ist die Vermittlung der deutschen Sprache, darüber hinaus haben sie oft aber noch weitere Aufgaben der Literatur- und Kulturvermittlung. Die Stellen sind in der Regel auf drei bis fünf Jahre befristet.
Die Mitarbeiter an Goethe-Instituten haben komplexe Arbeitsgebiete, denn neben der deutschen Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit im In- und Ausland können sie Sprachunterricht, Literaturkurse und Deutschlandkunde erteilen – bis hin zur Organisation von Theater- und Filmvorführungen, Vorträgen, Konzerten und Ausstellungen.
Das Germanistik-Studium
Das Studienfach Germanistik heißt auch „Deutsche Philologie“, oder man studiert das Fach „Deutsch“, im Ausland „German Studies“. Zum Germanistik-Studium gehört das Erforschen der klassischen Literatur ebenso dazu wie das Erlernen der deutschen Sprache. Man beschäftigt sich mit den Schwerpunkten Neuere deutsche Literatur, Ältere deutsche Literatur und Sprachwissenschaft (Linguistik). Meistens erfolgt während des Germanistik-Studiums allerdings eine Spezialisierung auf einen Bereich. Die zukünftigen Germanisten müssen sich vor dem Studium entscheiden, ob sie sich auf das Lehramt konzentrieren oder einen Abschluss als Bachelor anstreben. Eines aber ist vollkommen klar: Wer Germanistik studiert, muss lesen, sehr viel lesen.
Wichtig sind neben der Theorie auch die Praktika: Im Rahmen des Germanistik-Studiums sollten erste Erfahrungen in der Berufspraxis gesammelt werden. Fast an allen Universitäten ist ein vier- bis achtwöchiges Praktikum Pflicht. Dieses kann in Kultureinrichtungen, Redaktionen, Verlagen und Medienunternehmen stattfinden, aber auch in Bibliotheken und Büchereien oder im Theater oder Museum. Praktika sind oft der erste Schritt zur weiteren Karriere, denn die Studentinnen und Studenten entdecken hier ihre Berufung – etwa als Lektoren, Journalisten oder Kulturmanager.
Wo kann man Germanistik studieren?
Alle größeren Universitäten in Deutschland bieten Germanistik als Studienfach an – das sind rund fünfzig Hochschulen. Meistens kann man vor dem Studium wählen, ob man im Zwei-Fächer-Bachelor oder auf Lehramt studiert. Beim Zwei-Fächer-Bachelor kann man Germanistik mit einer Fremdsprache im Nebenfach kombinieren. Bei dem Studiengang Germanistik auf Lehramt müssen Studierende nach dem Bachelor entweder noch einen Lehramts-Masterstudiengang absolvieren oder das Studium mit dem Staatsexamen abschließen.
Daneben gibt es beim Germanistik-Studium den Master-Abschluss: Dieser bereitet nicht auf den Lehrerberuf, sondern auf eine wissenschaftliche Karriere mit Promotion oder Habilitation vor. Der Master baut auf dem erworbenen Bachelor-Wissen auf und vertieft es durch die Wahl eines Schwerpunktes. Hier sind unglaublich viele Kombinationen möglich: Die Universität Freiburg etwa bietet den Master in „Literaturwissenschaft international“ an. An der Technischen Universität Dresden kann man seinen Master in „Culture and Communication“ machen, an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder „Germanistik als Kulturwissenschaft“ studieren oder „Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft“ an der Technischen Hochschule Aachen.
In Deutschland einmalig ist der Masterstudiengang „Interkulturelle Germanistik Deutschland – China“. Er wird von den Universitäten Göttingen und Nanjing sowie der Beijing Foreign Studies University in Peking organisiert. Die Studierenden erwerben sowohl einen deutschen als auch einen chinesischen Master-Abschluss. Eine erfolgreiche Germanistik-Laufbahn an der Uni Göttingen hat auch die Alumna Prof. Dr. Kim Chung-Ok geschafft. Sie absolvierte von 1969 bis 1977 ein Germanistik-Studium an der Universität Göttingen. Anschließend promovierte sie an der Dan Kuk Universität in Seoul und lehrte und forschte von 1979 bis 2001 als Germanistik-Professorin an Universitäten in Jun Jun und Seoul. Seit August 2005 ist sie Direktorin der Kim Hee-Kyung Fellowship-Foundation for European Studies in Seoul. Die Stiftung fördert europaweit Doktoranden und Wissenschaftler in den Geisteswissenschaften.
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